Das Erbe weitertragen - 1957 bis 1982
Banner-alt Das übernommene Erbe verpflichtet uns zur Weiterführung der Chronik ab der Feier des 100-jährigen Bestehens. An der Jubelfeier am 11. und 12. Mai 1957 nahmen sechzig Kolpingsfamilien aus nah und fern teil. Höhepunkt war nach dem Bannerzug die Kundgebung auf dem Festplatz neben der Marienkirche. Vorausgegangen war ein Festgottesdienst in der Stadtpfarrkiche, bei dem der katholische Kirchenchor die "Krönungsmesse" von Mozart sang. Schutzpräses Dekan Effinger hielt die Predigt und die Stadtkapelle gab nach dem Gottesdienst ein Platzkonzert. Festredner bei der Nachmittagskundgebung war Diözesanpräses Dr. Max Rößler aus Würzburg mit dem Motto "Du kannst die Welt verändern". Der Redner betonte, dass die Liebe zu Gott und den Nächsten viel dazu beitragen könne, und er meinte auch, dass der Ehrgeiz des Mannes sich nicht im Beruf erschöpfen solle, sondern auch in seiner Aufgabe als Gründer einer Familie den Blick auf die Zukunft richten müsse. Die Kundgebung, die von Präses Vikar Schirmer geleitet wurde, umrahmten der Kolpingchor aus Schwäbisch Gmünd und die Musikkapelle aus Grünsfeld.

Tags zuvor hatte bereits im Gemeindesaal ein Festabend zum 100-jährigen Bestehen sattgefunden, an dem auch Diözesanpräses Gronmayer, Schutzpräses Dekan Effinger und Bürgermeister Dr. Schier teilnahmen. Präses Schirmer hielt Rückblick auf die Geschichte der Kolpingsfamilie Bad Mergentheim und ehrte nach Grußworten von Bürgermeister Dr. Schier, Dekan Effinger und Diözesanpräses Gronmayer zahlreiche Altmitglieder, die 50 oder gar 60 Jahre Mitglied waren. Nach der Ehrung zahlreicher Männer für 25-jährige Zugehörigkeit wurden auch zehn neue Mitglieder aufgenommen. Besonders eindrucksvoll waren die Schlussworte von Diözesanpräses Gronmayer: "Wehe euch, wenn Ihr im zweiten Jahrhundert müde werdet, wohl Euch, wenn Ihr das Erbe und die Gedanken Kolpings wach und lebendig haltet!" Ein Jahr nach dem Jubiläum starb im Jahre 1958 unser verehrter Schutzpräses Dekan Effinger. Vikar Schirmer, der sich als Präses bei der Vorbereitung und Durchführung des Jubiläums große Mühe gemacht hatte, erhielt im gleichen Jahr die Pfarrei Laudenbach übertragen. Als Bezirkspräses hielt er aber stehts enge Verbindung mit unserer Kolpingsfamilie, was auch bei der heute noch alljährlich stattfindenden Bezirkswallfahrt zur Laudenbacher Bergkirche unterstrichen wird. In seinen Predigten gab er den Kolpingsfamilien immer wieder Leitlinien mit auf den Weg. Nach Vikar Schirmer übernahm der neue Mergentheimer Stadtpfarrer Johannes Frey das Amt des Präses. Im Jahre 1959 musste das Kolpingheim in der Zaisenmühlstrße geräumt werden. Nach gründlicher Renovierung fand die Kolpingsfamilie im ehemaligen Kindergarten "Maria Hilf" in der Marienstraße eine neue Heimstatt.

Einige Mitglieder nahmen im Jahre 1960 am Eucharistischen Weltkongreß in München teil und beteiligten sich dort zuvor an den zweiwöchigen Arbeitseinsätzen, die der Zentalverband in Köln für die Vorbereitung des Kongresses ausgeschrieben hatte. Auch beim Schwäbischen Kolpingtag in Stuttgart war eine Bad Mergentheimer Delegation vertreten, ebenso bei der Internationalen Romwallfahrt 1962. Zu den weitern Aktivitäten der Kolpingsfamilie gehörten in den folgenden Jahren die Aufbauphase der Faschingsgruppe im Kath. Gemeindehaus und 1963 die Ausstellung "Der Kolpingsohn in Beruf und Freizeit". 26 Mitglieder stellten dabei interessante Arbeiten aus, die bei den vielen Besuchern großes Interesse fanden. Der III. Internationale Kolpingtag vom 27. bis 30 .Mai 1965 wurde von 18 Mitgliedern Besucht. Das Jahr 1967 brachte als herausragendes Ereignis die Gründung seiner Abendrealschule in Bad Mergentheim, für die die Kolpingsfamilie wesentliche Vorarbeit geleistet hatte. Hervorzuheben ist auch die Tatsache, dass unser Heim im Jahre 1968 von Mitgliedern in 400 freiwillig geleisteten Arbeitsstunden instandgesetzt und verschönert wurde. In der Generlversammlung 1972 wurde das Statut des Kolping-Zentralverbandes auch für die Kolpings-k

Kolpingsfamilie Bad Mergentheim für verbindlich erklärt. Unter dem Gesichtspunkt einer stärkeren Betonung des Laienelementes mit einem Ersten Vorsitzenden. 1973 fand die Werbewoche "Kolping heute" mit einer Ausstellung "Arbeiten aus Beruf und Freizeit" große Beachtung. Erwähnt werden soll auch die Renovierung der Trillbergkapelle im Jahre 1976. In 220 freiwilligen Arbeitsstunden wurde das Käppele renoviert und auch die Außenanlage in einen würdigen Zustand versetzt. Die "Aktion Brasilia" wurde 1977 zu einem vollen Erfolg. Die mit einem Maultaschenessen verbundene Aktion ermöglichte die handwerkliche Ausbildung von 25 jungen Brasilianern in Kolpingwerkstätten, un darüber hinaus wurden noch fünf Patenschaften für Ausbildungsplätze übernommen. Der Jahresausflug 1977 führte die Kolpingsfamilie Bad Mergentheim nach Köln zur Zentrale des Kolpingwerkes und an das Grab vom Gesellenvater in der Minoritenkirche. Vorträge, Besichtigungen, Besinnungs- und Einkehrtage weiteten in all den Jahren das Blickfeld der Kolpingsöhne. Glaubensfragen, Politik, Heimatkunde, Stadtgeschichte und vieles andere mehr bereicherten dabei das Wissen und weckten Interesse auch für die Not in der Dritten Welt. Wer diese Jahre miterlebt hat der weiß, dass ernste gemeinsame Arbeit in den Versammlungen und Heimabenden sowie frohe, gesellige Veranstaltungen die Mitglieder im Sinne Adolph Kolpings zusammenge-schlossen haben. Allen aber, die dieses Erbe weitertragen, sei die Vergangenheit Mahnung und Wegweiser.

"In der Gegenwart muss unser Wirken die Zukunft im Auge haben" - (Adolph Kolping)

Geschrieben von Franz Möhler zum 125-jährigen Jubiläum 1982